Die „Cinematographie des Holocaust“, eine wissenschaftlich recherchierte und fundierte Online-Datenbank, die Informationen über Filme zur Geschichte und Wirkung des Holocaust für eine interessierte Öffentlichkeit bereitstellt, wurde 1992 am Fritz Bauer Institut in Frankfurt durch den Filmhistoriker Ronny Loewy gegründet. Die nach seinem Tod abgebrochene Tradition der jährlichen Treffen wurde 2023 durch das DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, die Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, das Ludwig Boltzmann Institute for Digital History und die Hebrew University of Jerusalem wieder aufgenommen.
Die Tagung steht einer begrenzten Zahl von Gasthörer:innen nach Voranmeldung offen.
Anmeldung erforderlich: fabian.schmidt@filmuniversitaet.de
Filmprogramm
Schweigend steht der Wald
Saralisa Volm, D 2022 B: Wolfram Fleischhauer nach seinem Roman
K: Roland Stuprich S: Daniel Kundrat M: Malakoff Kowalski D: Henriette Confurius, Noah Saavedra, August Zirner, Robert Stadlober. DCP, Farbe, 90 min. Deutsch
1979, als Anja acht Jahre alt ist, verschwindet ihr Vater während eines Familienurlaubs in Bayern spurlos. Mitte der 1990er Jahre kehrt Anja als Praktikantin der Forstwirtschaft an diesen Ort zurück. Kurz nach ihrer Ankunft erschüttert ein Selbstmord die Gemeinde. Anja stößt auf Unregelmäßigkeiten im Boden, die schließlich zu einer erschütternden Entdeckung führen. Schweigend steht der Wald befasst sich mit den Todesmärschen aus dem KZ Flossenbürg und damit, wie deren konkrete topografische Spuren – in diesem Fall bislang unentdeckte Massengräber – das Bestreben der Anwohner, diese Geschichte zu vergessen, aus dem Gleichgewicht bringen. Michael Verhoevens Das schreckliche Mädchen thematisch verwandt, besticht der Film durch eine noch intensivere atmosphärische Dichte und führt mit zunehmender Konsequenz zu einem Ende, das Protagonistin wie Zuschauer unvorbereitet trifft. (T. E.-H. / F. S.)
Sonntag, 07.12.25, 20:30
Einführung von Tobias Ebbrecht-Hartmann und Fabian Schmidt
Soda
Erez Tadmor, IL 2025 B: Erez Tadmor, Shlomo Efrati K: Boaz Yehonathan Yaakov S: Einat Glaser-Zarhin M: Frank Haim Ilfman D: Lior Raz, Rotem Sela, Zohar Strauss, Pini Tavger, Neta Spiegelman. DCP, Farbe, 99 min. Hebräisch mit engl. UT
1956 zieht eine Schneiderin mit ihrer Tochter in eine Gemeinschaft von Holocaust-Überlebenden, die sich in Israel eine neue Heimat geschaffen haben. Gerüchte über ihre Vergangenheit als Kapo im KZ Auschwitz kommen auf. Der Widerstandskämpfer Shalom ist hin- und hergerissen zwischen seiner Zuneigung und der Pflicht, ihre Vergangenheit aufzudecken. Auch Soda (hebräisch für: ihr Geheimnis) befasst sich mit Topografie, allerdings auf gänzlich andere Weise als Schweigend steht der Wald. Hier ist es nicht das Täterland, das die verdrängten Spuren der Vergangenheit birgt, sondern die neue Heimat in Israel, die zur Bühne eines moralischen Konflikts wird. Die geographische Distanz erweist sich als trügerisch – selbst in der Ferne werden die Überlebenden von ihrer Vergangenheit eingeholt. Der Film zeigt eine Gemeinschaft, die von gegenseitigem Misstrauen zerrissen wird, und die mit der Frage ringt, ob Vergebung möglich ist oder die Schuld unauslöschlich bleibt. (T. E.-H. / F. S.)
Montag, 08.12.25, 18:00
Einführung von Tobias Ebbrecht-Hartmann und Fabian Schmidt
Das Filmprogramm ist frei zugänglich.
Tickets erforderlich: Österreichisches Filmmuseum

